WAZ 16.06.2014
Vor 31 Jahren hoben sie den Vorhang für das Theaterprojekt am Riesener Gymnasium. Nun kehrten Ulrich Döing und Winfried Klutzny mit ihrem letzten Stück wieder zu den Anfängen zurück: Mit der Komödie „Lysistrata“ des griechischen Dichters Aristophanes begann und endete die langjährige gemeinsame Theaterarbeit der beiden Deutschlehrer, die darüber längst Freunde geworden sind.
Ob Demonstrationen gegen Atomwaffen oder die Kämpfe in der Ukraine – Anlässe für die gut 2400 Jahre alte Komödie gegen Krieg gibt es nach wie vor. Titelheldin Lysistrata, mit ausdrucksstarkem Mienenspiel und textsicher gespielt von Carla Wittenberg, ist es leid und will den „Krieg dem Frieden opfern“.
Das Mittel der Wahl? Die weiblichen Reize. Beziehungsweise der Entzug derselben. Das hält Mann nicht lange aus, der Plan gelingt – nicht ohne Stolpersteine, zweideutige Dialoge und einige schöne Ideen der jungen Schauspieler: Einmal vertraut mit den Kniffen des minimalistischen Bühnenbildes, reicht Simon van Unen als „Kinesias“ zur Darstellung des Babys, mit dem er seine Frau in sein Bett lockt, ein schluchzendes Smartphone.
„Das Stück macht Kriegstreiberei lächerlich“, erklärt der Initiator des Theaterprojekts Klutzny. Und so kam in den beiden Aufführungen am 12. und 13. Juni auch die Komik nicht zu kurz. Da durften die Frauen aus Athen und Sparta ihren Männern auch mal Wasser ins Gesicht schütten, um ihrer Forderung nach einem Ende des Krieges Nachdruck zu verleihen. Was die 19 Schüler der Oberstufe in dem Theaterprojekt lernten, geht weit über Spieltechnik und die Beherrschung der komplizierten Sprache des antiken Bühnenstückes hinaus. „Mir hat das Theaterspielen sehr geholfen, vor vielen Menschen zu sprechen“, so die 17-jährige Hauptdarstellerin, die den Charakter ihrer Rolle toll findet und nach dem Abitur Journalistin werden möchte.
„Es ist besonders schön, die Entwicklung schüchterner Schüler zu sehen“, schwärmt Klutzny, der am Ende des Schuljahres pensioniert wird und an der wöchentlichen Theaterprobe vor allem auch den Ausbruch aus dem „verkopften Unterricht“ schätzte. Kollege Döing, der dem Riesener Gymnasium noch ein paar Jahre erhalten bleibt, nickt: „Wir haben 34 Stücke in harmonischer Zusammenarbeit auf die Bühne gebracht, das war wirklich ein Glücksfall.“ Mit einem lachenden und einem weinenden Auge übergeben die beiden Regisseure das Regiepult nun an jüngere Kollegen, die die Theatertradition der Schule nahtlos fortführen werden.
Julia Haseloff