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Auf nach Nimmerland!

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Unsere diesjährigen Theateraufführungen paraphrasierten Utopien – oder sie bilanzierten deren Scheitern.

Utopien, das sind zunächst einmal krumme Gedanken, solche möglicherweise, wie sie die glänzend aufgelegte Theatergruppe der Stufe 8 in ihrem famosen “Midnight Crime” auf die Bühne brachte – womit sie zugleich zeigte, was man ‚zwei Semestern‘ Darstellendes Spiel so alles lernen kann.
Utopien können auch regressiv sein – bzw., um es netter auszudrücken, verspielt; der tausendfach adaptierte Peter-Pan-Stoff liefert den besten Beweis. “Alle Kinder verlassen eines Tages ihr Nimmerland, kommen nach Hause und werden erwachsen. Nur ein Kind nicht!”, heißt es wunderbar paradox bei James Matthew Barrie. Der DS-Kurs 9 konzentrierte sich in seiner Fassung stark auf den Kampf zwischen Pater Pan und ‚Blackbeards Bootsmann‘, den Finsterling Hook, wobei der (mitunter groteske) Humor der Vorlage die Triftigkeit der ausgetragenen Konflikte niemals verniedlichte und eine wunderbar fantasievolle Bühnengestaltung junge und ältere Zuschauer gleichermaßen verzauberte. Chapeau!
Verwandelt in Gesellschaftsentwürfe, scheitern Utopien zumeist auf tragische (und blutige) Weise. Heiner Müller, literarischer Chronist der proletarischen Tragödie des 20. Jahrhunderts, hat dieses Scheitern in seinem Zyklus “Wolokolamsker Chaussee” sowohl in heroischen Tableaus als auch in kammerspielartigen Miniaturen schmerzhaft genau untersucht; der Q1-Literaturkurs zeigte daraus die Teile I, III und V: ein sperriger, rauher Stoff, versiert und drastisch dargeboten. Eine Besucherin meinte hinterher, der Abend werde sie noch lange beschäftigen. “Gut so!”, hätte Brecht gesagt.

Feigheit führt zum Todesurteil…

…Mut zur ‚Selbstkritik‘

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