WAZ 13.09.2013
Der 22. September rückt näher – der Tag der Bundestagswahl. Acht Direkt-Kandidaten versammelten sich am Donnerstag in der Sporthalle des Riesener-Gymnasiums, um in Regie des Jugendrates mit Gladbecker Schülern zu diskutieren.
Acht Bundestags-Kandidaten, drei junge Moderatoren – die Podiumsdiskussion in der Riesener-Sporthalle.Foto: L. v. Staegmann
Junge Leute haben keinen Bock auf Politik? Eine Diskussion in Regie des Jugendrates bewies am Donnerstag, dass genau das Gegenteil der Fall ist.
Acht Bundestags-Direktkandidaten waren in der Sporthalle des Riesener-Gymnasiums vor voll besetzten Zuschauer-Rängen zu Gast und gaben Auskunft über ihre Positionen auf zahlreichen Politikfeldern.
Gut vorbereitet gingen die drei Moderatoren Maximilian Baumeister, Fabian Nentwig und Dustin Tix an den Start- und sie eröffneten den Politik-Talk gleich mit einem hochsensiblen Außenpolitik-Thema: Wie stehen Sie zum EU-Beitritt der Türkei?
Schüler mischten sich mit Fragen und Statements in die Diskussion ein Michael Gerdes (SPD), Elke Marita Stuckel-Lotz (Grüne), Sebastian Steinzen (FDP), Wilhelm Zachraj (Die Linke), Franz-Josef Ferme (Alternative für Deutschland, AfD), Peter Winkelmann (Piratenpartei), Marianne Dominas (ödp) und Petra Braun (MLPD) stellten die Positionen ihrer Parteien im Detail dar – schnell wurde deutlich: Die derzeit im Bundestag vertretenen Parteien sehen die Türkei grundsätzlich auf einem positiven demokratischen Weg; sie hegen aber große Vorbehalte gegen die aktuelle Politik des türkischen Ministerpräsident Erdogan, die zu den Unruhen und Protesten dieses Sommers geführt habe. Im Grundsatz müsse man aber der Türkei den Weg in die EU ebnen.
Konträre Töne kamen da vor allem aus dem außerparlamentarischen Parteien-Spektrum: Franz-Josef Ferme von der AfD zum Beispiel formulierte deutlich: „Für uns endet Europa am Bosporus.“ Und: „Wir sind gegen einen europäischen Superstaat.“ Statements, die wiederum teils scharfe Reaktionen der Kontrahenten auf dem Podium hervorriefen. Nicht nur beim Thema Türkei entwickelt sich so eine lebhafte Diskussion, ergänzt durch Fragen und Statements aus den Reihen der Schüler.
Wie sieht es mit der Bürgerversicherung aus? Die Reform der Sozialversicherungssysteme, vor allem der Krankenversicherung, gilt ja nicht gerade als ein unterhaltsames Politik-Thema. Doch auch zu diesem Punkt gab es eine rege Diskussion mit vielen Schülerfragen. Eine Bürgerversicherung für alle biete die Chance, das Zwei-Klassen-System von gesetzlich Versicherten und Privatversicherten abzuschaffen, unterstrich etwa Elke Marita Stuckel-Lotz.
Beim Thema Familienbild kam Franz-Josef Ferme (AfD) arg in Bedrängnis, als er das klassische Familienbild der Ehe (Vater, Mutter, Kinder) favorisierte und dafür jede Menge Kritik erntete. Zahlreiche weitere Politikfelder wurden noch angesprochen – alles in allem drei spannende Politikstunden.
Michael Bresgott