WAZ 30.06.2013
„Abisinth – wir sehen doppelt“ hieß es am Freitagabend in der Stadthalle. Das Riesener-Gymnasium entließ 113 Schülerinnen und Schüler in einem mehr als nur festlichen Akt.
Verabschiedung der Abiturienten des Riesenergymnasiums in der Stadthalle: v.l.n.r. Katrin Ortmann, Franziska Kordeck und Julia Rienaß mit roter Rose. Foto: Heinrich Jung
Eins wird sowohl Lehrer als auch Schülern und Eltern in Erinnerung bleiben. Sie gehören wohl zum ersten und vermutlich letzten doppelten Abiturjahrgang der Bildungsgeschichte.
Es war Punkt 18.02 Uhr als die Gladbecker Schüler in die Stadthalle einzogen und den letzten Auftritt ihrer Schülerkarriere hatten. Pompös begrüßt von der „Riesener-Big-Band“, unter der Leitung von Lehrerin Simone Klockenbusch,nahmen die Schüler in der ersten Reihe Platz und genossen es sichtlich, im Rampenlicht zu stehen.
„Applaus, Applaus für Eure Leistung“, lobte Schulleiter Michael Nieswandt in Anlehnung an den aktuellen Hit der „Sportfreunde Stiller“ die frisch gebackenen Abiturienten. „Die Sorgen der Vergangenheit könnt ihr nun hinter Euch lassen!“ Wenngleich der eine oder andere Schüler mit einer Ehrenrunde sprichwörtlich in die Verlängerung ging: „Acht, neun oder noch mehr Jahre Schulzeit bei uns gehen nun vorbei.“
Abschied und Neuanfang Dass dies ein Tag mit besonderer Stimmung sei, brachte Nieswandt gleich häufiger zum Ausdruck. „Es ist Abschied und Neuanfang zugleich. Doch die Freude überwiegt. Und ich hoffe, dass Eure Freudenbiographie anhält und es eine lange Perlenschnur freudiger Momente in eurem Leben gibt.“ Bei aller Freude übte Nieswandt jedoch auch Kritik. Nicht aber an seinen Schülern, sondern vielmehr am umstrukturierten und damit verkürzten Abitur.
„Warum müssen in einem Land, in dem Menschen immer älter werden, Schüler immer jünger die Schule verlassen?“, fragte Nieswandt, der sich im Anschluss für eine symbolische Charta der Schülerrechte aussprach. „Das Recht auf ‚chillen‘ und retardierende Momente sind eine notwendige Bedingung für Schüler.“
Lehrerband begeistert gefeiert Mit Spannung erwartet wurde auch der musikalische Beitrag der Lehrerband. Ob es jemals so viel Applaus für Lehrer gab? Mit ihrem „Sting-Cover“ von „Englishman in New York“ machten die Pauker Heßler, Agnischock, Vogelbruch, Naße und Malzahn den „Sportfreunden Stiller“ ordentlich Konkurrenz. Der Saal kochte, Standing Ovations in der voll besetzten Halle. Die stehende Menge konnte jedoch schnell beruhigt werden: „Wir sehen die Band nachher noch einmal“, versprach das lässige und coole Moderatorenteam Laura Wehling und Lena-Marie Ortmann. Laura Wehling bekam für ihr Engagement in ihrer Schulzeit auch den Riesener-Preis überreicht. Bürgermeister Ulrich Roland gratulierte ebenfalls zum „Finale mit großem Erfolg.“ „Das Drehbuch zur Fortsetzung des Lebens schreiben Sie nun selbst.“ Und ganz gleich, wie lange die Schullaufbahn letztlich dauerte: „Auch mit einer Ehrenrunde kann man Bürgermeister werden.“
Doch wie könnte so ein Drehbuch aussehen? Christoph Vonnemann hingegen peilt ein Studium an. Münster oder Krefeld soll das Ziel lauten. „Ich möchte Chemie studieren.“ Und Lisa Weißbohn wird zumindest für die Arbeit Gladbeck verlassen, wenngleich es sie nur in eine Nachbarstadt zieht. „In Gelsenkirchen mache ich eine Ausbildung zur Bankkauffrau.“
Dann endlich, nach über zwei Stunden Stunden Show und Rede, hielten die Schüler das sehnlichst erwartete Abiturzeugnis in den eigenen Händen. Dazu gab es eine rote Rose. Und dann folgte noch einmal die Lehrerband und ließ es krachen. Man war gleichermaßen Fan voneinander an diesem Abend.
Steffen Bender