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„Shakespeare zu lesen ist wie über Sex zu lesen – es ist okay“

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WAZ 12.02.13

Über hohen Besuch freuten sich am Freitagabend die Oberstufenschüler des Riesener-Gymnasiums. In der alten Sporthalle bekamen sie nämlich einen szenischen Vortrag von keinem geringeren als Patrick Spottiswoode, den pädagogischen Leiter des „Shakespeare’s Globe“ in London.

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Es war eine Veranstaltung über die Unterschiede des elisabethanischen Theaters zum heutigen, die Sven Lutzka, Lehrer am „Riesener“, für die Schüler möglich gemacht hatte. „Das ist eine Pflichtveranstaltung für alle Oberstufenschüler. Weil die alle Shakespeare durchnehmen.“ Und schon vor Beginn des Vortrags machte er deutlich, es soll eine Wiederholung geben. „Beim nächsten Mal wollen wir die Veranstaltung für interessierte Besucher öffnen.“

Schauspielerei war nicht anerkannt

Einem Wiedersehen mit Patrick Spottiswoode fiebern die Schüler nach Freitag ganz sicher entgegen. So kurzweilig, ansprechend und witzig waren seine Ausführungen zu Theatergeschichte und zur Person des so bekannten Schreibers. Zu Beginn stellte er fest: „Shakespeare zu lesen ist wie über Sex zu lesen – es ist okay. Aber die Performance ist besser.“ Dann verdeutlichte Spottiswoode, dass Theater früher Volkskultur war. „Heute ist Theater respektabel. Und auch die Schauspieler sind es. Damals waren sie es nicht mehr als Prostituierte.“ Und diese Schauspieler begeisterten die Massen, die im Globe standen, so wie sie es heute noch tun. Von der Bühne im Zentrum des Zuschauerraums aus interagieren sie mit den Gästen. Der Engländer, dessen Landsleuten man hierzulande ja häufig eine gewisse Besonderheit nachsagt, drehte in einigen humorvollen Exkursen immer wieder den Spieß um. So berichtete er, wie er an Weiberfastnacht in Düsseldorf ankam. Die erste Begegnung des charismatischen Spottiswoode mit Karneval aber liegt länger zurück. „Ich dachte, wie liebenswert die Deutschen sind. Einmal im Jahr schenken sie einander Rosen.“ Die Schüler amüsierte das sehr. „Später dann habe ich den eigentlichen Sinn des Tages verstanden.“

Kira Schmidt