WAZ 20.06.2012
Das Riesener-Gymnasium baut die Angebote zum Ganztag aus. Der Schulausschuss ließ sich jetzt umfassend darüber informieren.
Die Mensa des Riesener-Gymnasiums kann sich sehen lassen. Sie wurde 2010 eingeweiht. Foto: Franz Meinert / Archiv
Die Schulklingel ertönt am Mittag – und dann geht es schnell ab nach Hause? Das ist passé. Der Nachmittag wird immer wichtiger an den Schulen – auch an den Gymnasien gilt das in besonderer Weise. Das Riesener-Gymnasium zeigt es beispielhaft.
Schulleiter Michael Nieswandt und Studiendirektor Döing stellten in der jüngsten Schulausschuss-Sitzung im Detail das Konzept für eine ausgebaute und differenziertere Nachmittagsbetreuung vor.
Es geht sozusagen um eine ausgewogene Mischung aus Entspannungs- und Förderangeboten für die Schülerinnen und Schüler in der Sekundarstufe I (vom 5. bis 10. Jahrgang). Schon ab dem nächsten Schuljahr soll dieses Konzept an der Schützenstraße in die Tat umgesetzt werden.
Es handelt sich – das ist an dieser Stelle ausdrücklich anzumerken – um ein freiwilliges Ganztagsangebot von montags bis donnerstags, jeweils bis ca. 16 Uhr. Die Schüler müssen sich dazu eigens anmelden. Zunächst hatten Michael Nieswandt und sein Team vor einiger Zeit schon einmal über einen verpflichtenden („gebundenen“) Ganztag nachgedacht, doch vielfältige Eltern-Reaktionen zeigten damals, dass die Zeit wohl noch nicht reif dafür ist.
Kernstück des freiwilligen Nachmittagsangebots ist nun eine umfassende Hausaufgabenbetreuung; weitere Bausteine sind aber auch fachbezogener Förderunterricht, gezieltes Lern-Coaching und so genannte Profilkurse, wobei sich die Schüler bestimmte Themen- und Aufgabenfelder nochmals gezielt erarbeiten können.
Bis 16.05 Uhr – an vier Tagen
Das alles von 14.30 bis 16.05 Uhr an vier Tagen in der Woche (von montags bis donnerstags) – die frei wählbaren und offenen Angebote sollen sowohl möglichen Lernschwächen als auch den besonderen Begabungen der Schüler gerecht werden – gezielte, individuelle Förderung ist also ganz zeitgemäß angesagt, wobei es ausdrücklich nicht nur um Defizite, sondern stets auch um die Stärken der Schüler geht.
Der eigentlichen Nachmittags-Betreuung, wie sie gerade skizziert wurde, ist eine Phase von 13.35 bis 14.30 Uhr vorangestellt, in der es zum Mittagessen in die Riesener-Mensa geht, in der die Schüler bei Bedarf aber auch den neu geschaffenen „Raum der Stille“ aufsuchen können oder zum Beispiel den Spiele- oder den Stillarbeitsraum.
Das Riesener-Gymnasium hat das neu strukturierte Nachmittagsangebot mit Hilfe des NRW-Landesprogramms „Geld oder Stelle – Sekundarstufe I“ in die Wege leiten können. Es gelang damit, neue finanzielle und personelle Möglichkeiten (Lehrerwochenstunden) für den Nachmittagsbereich zu erzielen.
Schon nach den Sommerferien soll das neue Nachmittagskonzept also verwirklicht werden – über die ersten Erfahrungen soll nach Ablauf des Schuljahres 2012/13 im Schulausschuss wiederum berichtet werden.
Mehr Miteinander
Auch vor dem Hintergrund einer verkürzten Schulzeit bis zum Abitur (G 8) wird der Nachmittagsbereich übrigens immer wichtiger. Auch darauf wiesen Redner aus Fachverwaltung und Lokalpolitik in der jüngsten Fachausschuss-Sitzung hin.
Und Riesener-Schulleiter Michael Nieswandt hob einen möglichen weiteren Vorzug der Nachmittags-Aktivitäten besonders hervor: Wenn etwa ältere Schüler als Tutoren jüngeren Mitschülern bei der Hausaufgabenbewältigung gezielt helfen, fördere das auch das soziale Klima am Schulstandort. Eine Schule könne und dürfe nicht allein auf dem Konkurrenz-Prinzip beruhen, so wichtig der Wettbewerbsgedanke auch sei.
Der Ganztag schafft insofern mehr Miteinander.
Michael Bresgott