Drei unvergessliche Wochen an der Mount Si High School, Snoqualmie, Washington
von Anna-Kathrin Quade
„Das ist wie im Film“ – Diesen Satz haben die 22 Schülerinnen und Schüler des ersten Amerika-Austausches nach ihren unvergesslichen Erlebnissen im Lande von Starbucks, Microsoft und Boeing immer wieder geäußert. Der Austausch, welcher zur Mount Si High School in Snoqualmie (Bundesstaat Washington) führte, war – da sind sich alle sicher – eine der besten Erfahrungen, die sie bis jetzt erleben durften.
Dieser Austausch kam durch die Initiative des engagierten Englischlehrers Herr Lutzka zustande. Nachdem er beinahe 100 E-Mails an potenzielle Austauschschulen gesendet hatte, landete er mit der Mount Si High School schließlich doch einen vollen Erfolg. Zusammen mit Frau Conzen wurde die Partnerschaft aufgebaut und in monatelanger Planungstätigkeit der beiden Lehrkräfte ein tragfähiges Konzept entwickelt, das im Oktober 2009 erstmals mit 17 Schülerinnen und 4 Schülern umgesetzt wurde. Kriterien für die Teilnahme an dem Schüleraustausch bildeten zum einen die Noten im Fach Englisch, zum anderen – und in einigen Fällen war das ausschlaggebender – die Kopfnoten.
Nach der fast einjährigen Planungs- und Vorbereitungszeit war es endlich soweit: Am 6. Oktober 2009 kamen wir am Seatac International Airport an. Dort wurden wir von unseren Gastfamilien herzlich empfangen. Nach dem mehr als zehnstündigen Flug von Düsseldorf über Paris nach ging es sofort ab zur Mount Si High School – müde, aber voller Vorfreude auf das, was uns die nächsten drei Wochen erwarten würde. Nach einer ca. 40minütigen Busfahrt im typisch amerikanischen yellow school bus, der genauso aussah wie der Schulbus in der TV-Serie The Simpsons, erreichten wir die Mount Si High School in Snoqualmie. Als erstes betraten wir die Lunchhalle (‚the Commons‘), in der wir schon von anderen Mitschülern unserer Gastbrüder und -schwestern mit einem großen potluck lunch erwartet wurden. Schon in den ersten Schultagen wurde uns klar, dass die Schule wie auch das gesamte amerikanische Schulsystem sowie die Einstellung der Schüler kaum etwas mit unseren Gladbecker Erfahrungen gemeinsam haben. Die Schüler der Mount Si sind sehr stolz auf ihre Schule, zeigen es durch Pullover der Schule, auf denen Sprüche wie auch Logos der Schule zu finden sind, die sie fast jeden Tag tragen. Bestärkt wird diese Identifikation mit der Schule durch die diversen Sportteams, wie z.B. das Football- und das Soccerteam.
Das US-amerikanische Schulsystem ist ebenfall kaum mit dem deutschen vergleichbar. Jeden Tag, von Montag bis Freitag, haben die Schüler den gleichen Stundenplan. Die Fächer können von den Schülern ganz individuell und ohne Einschränkungen gewählt werden. Fächer wie Musik oder Neue Medien sind Fächern wie Mathematik oder Deutsch gleichgestellt. Eine Unterscheidung zwischen Haupt- und Nebenfächern, wie wir es aus Deutschland gewohnt sind, gibt es hier nicht. Die Schüler wählen ihre Kurse ganz nach ihren Vorlieben und im Hinblick auf mögliche Studienwünsche. Was uns alle sehr erstaunte, war die Tatsache, dass amerikanische Schüler nicht Mathematik als härtestes Unterrichtsfach bezeichneten, sondern sich durchweg darüber einig waren, dass das schwierigste Fach Geschichte sei. Viele der an der Mount Si wählbaren Fächer gibt es bei uns gar nicht, z.B. den Kochunterricht, den Handwerksunterricht, den „Movie Design“-Kurs und viele andere Fächer. Während unseres dreiwöchigen Aufenthaltes konnten wir ganz nach Lust und Laune am Unterricht teilnehmen.
Allerdings begann der Schultag für uns jeden Morgen um 7.40 Uhr mit einem einstündigen Treffen mit unseren beiden Riesener-Lehrern, Frau Conzen und Herrn Lutzka. Hier konnten wir uns über unsere Erlebnisse in den Gastfamilien, über unsere Wünsche und vielleicht auch Sorgen austauschen.
Neben dem schulischen Alltag standen zahlreiche Unternehmungen auf der Tagesordnung. Die Nähe zu der Millionenmetropole Seattle, die nur 30 Minuten Fahrtzeit von Snoqualmie entfernt liegt, bescherte uns mehrere unvergessliche Ausflüge. Der erste gemeinsame Fieldtrip führte uns zu der Hauptgeschäftsstelle von Microsoft. Dort besuchten wir das Microsoft Museum, in dem die Entwicklung des Konzerns von seinen bescheidenen Anfängen bis hin zu seiner Etablierung als global player dargestellt wird.
Ein besonderes Highlight für uns alle stellte ein weiterer gemeinsamer Ausflug nach Downtown Seattle dar. Die am Puget Sound gelegene Stadt bietet einfach alles, was man sich von einer US-amerikanischen City erhofft: Hochhäuser, zahlreiche Attraktionen und shopping-Möglichkeiten. Von allem haben wir ein bisschen erleben können. Besonders eindrucksvoll war die Fahrt auf die in knapp 185 Metern Höhe gelegene Aussichtsplattform der sogenannten Space Needle, des Wahrzeichens der Stadt. Das Bauwerk wurde anlässlich der Weltausstellung von 1962 errichtet und ist seitdem aus der Skyline der Stadt nicht mehr wegzudenken. Die Plattform bietet einen atemberaubenden Ausblick auf die von Gebirgsketten umrahmte Großstadt. Wir alle haben die Aussicht von hoch oben natürlich sehr genossen.
Neben drei Ausflügen zusammen mit allen Schülern und Lehrern fanden weitere Unternehmungen in den jeweiligen Gastfamilien statt. Besonders schön war auch die Tatsache, dass wir die Vorbereitungen zu Halloween miterlebt haben und somit einen Einblick in amerikanische Feiertage erhalten haben.
Als der Austausch am 26.10.2009 sein Ende fand, war es ein Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge; die Trauer über das Verlassen der lieb gewonnenen Familien und Schüler der Mount Si, zum anderen aber auch das tolle Gefühl, viele neue Erfahrungen gemacht und eine tolle Zeit verbracht zu haben. Alles, was man dort erleben durfte, war neu, interessant und oft ganz einfach atemberaubend. Es erinnerte viele von uns an Filmepisoden, doch die Erlebnisse vor Ort waren noch viel eindrucksvoller und schöner. Die gemachten Erfahrungen sind für uns unvergesslich und wir alle sind froh, an dem Austausch teilgenommen zu haben. Jedem, dem sich künftig diese Möglichkeit bietet, raten wir unbedingt zu, da sich nur so die einmalige Möglichkeit bietet, ein völlig anderes Leben bzw. einen völlig andersartigen Lebensstil kennen zu lernen. Und natürlich freuen wir uns jetzt schon riesig darauf, unsere Austauschpartner im Juni dieses Jahres endlich wieder in die Arme schließen zu können.
Der Dank der Schülerinnen und Schüler, aber auch ihrer Eltern, gilt ganz besonders Frau Conzen und Herrn Lutzka, ohne deren Engagement dieser Austausch nicht möglich gewesen wäre.
Die Snoqualmie-Falls und noch einige Impressionen
Die Eltern der am Austausch beteiligten Schüler der 11. Jahrgangsstufe 2009/10 des Riesener-Gymnasiums möchten mit diesem Schreiben ihre Meinungen und Gefühle zum Austausch mitteilen.
Zum einen ist es uns ein großes Bedürfnis, die hervorragende Planung und Durchführung dieses Projektes vonseiten der betreuenden Lehrer Frau Conzen und Herrn Lutzka hervorzuheben. Neben großem privatem Engagement und unentgeltlichem Zeiteinsatz wurden auch alle auftauchenden Schwierigkeiten von ihnen mit bestem Verständnis für die Schüler gelöst. Nicht nur sie fühlten sich wohl, auch wir Eltern hatten das beruhigende und gute Gefühl dabei, unsere Kinder in gute Hände zu geben. Auch mit der finanziellen Planung und Durchführung des Projekts sind wir alle sehr zufrieden. Es gab keine unvorhergesehenen größeren Posten und der für solche Vorkommnisse eingezahlte Überschuss steht nun für die Betreuung der amerikanischen Gastschüler zur Verfügung.
Sehr hervorzuheben ist der Einsatz und Aufwand vonseiten der amerikanischen Gastfamilien und der Gastschule. Es wurden viele äußerst interessante Aktionen und Ausflüge durchgeführt. Die deutschen Schüler fühlten sich in den Tagesablauf der amerikanischen Familien eingebunden und hatten meist Freude und Spaß bei ihren zahlreichen Aktionen.
Insgesamt kann gesagt werden: Alle an diesem Projekt Beteiligten sind glücklich und zufrieden mit dem bisherigen Ergebnis und wir freuen uns sehr auf den Gegenbesuch der amerikanischen Schüler. Unsere Kinder haben den Besuch und die intensiven Erfahrungen, die damit verbunden waren, sehr genossen und waren – bzw. sind auch heute noch – tief beeindruckt von dem Erlebten. Wir Eltern wünschen uns sehr, ein wenig von der erhaltenen Gastfreundschaft an die amerikanischen Austauschschüler zurückgeben zu können.
Natürlich würden sich alle Beteiligten sehr über finanzielle Unterstützung vonseiten der Politik und der Wirtschaft freuen. Schön wäre auch die Unterstützung der Schulleitung / Schule hinsichtlich einer Fortführung des Projekts in den nächsten Jahren, damit alle interessierten Schüler die Möglichkeit zu einer solch freudvollen und lehrreichen Erfahrung erhalten.