WAZ 19.09.2009
Auch am Riesener-Gymnasium ist die Betreuung über Mittag neu im Angebot. Wer mag, kann sich in diversen AGs auspowern oder künstlerisch betätigen.
Außerdem gibt es unter anderem auch eine psychosoziale Beratung. Und natürlich ein Mittagessen.
In der alten Turnhalle vom Riesener gibt der Ghettoblaster alles, damit Emiliana Torrinis Herz auch wirklich wie eine Dschungel-Trommel klingt. Die Mädels aus der 7 steppen seitwärts dazu und lassen die Hüften kreisen.
Nebenan, in der alten Turnhalle, powert sich eine Gruppe aus Jungen und Mädchen beim Kung-Fu-Training so richtig aus. Weitaus ruhiger geht’s da eine halbe Etage höher in der Spiele-Ecke zu. Hier beugen sich Köpfe über Monopoly und CO. Die Gesellschaftsspiele sind eine Spende der Eltern.
Es ist Mittag am Riesener-Gymnasium. Nach sechs Stunden Unterricht bleiben die Bücher für 60 Minuten unbeachtet in der Tasche. Zeit für die Jugendlichen am Riesener, Schule einmal ganz anders, ganz neu zu erleben.
Auch am Gymnasium an der Schützenstraße ist die Übermittagsbetreuung gerade erst frisch etabliert. Sie steckt sozusagen noch in den Kinderschuhen. Dass der Übersichtsplan für die Angebots-Tage – der Dienstag ist ausgeklammert – trotzdem schon gut gefüllt ist mit diversen AG’s, Entspannungsangeboten und künstlerischen Workshops, hat ganz viel Arbeit gekostet. Und Zeit, sagt Stefan Malzahn. Der Pädagoge ist der frisch ernannte Koordinator der Übermittags-Betreuung am Riesener. Er weiß, wie viel Arbeit hinter diesem Angebot steckt. Und Malzahn ist nicht nur Koordinator, sonder auch Motivator. Bei den Eltern nachhören, ob sie sich nicht auch ein bisschen einbringen wollen. Die älteren Schüler dazu überreden, selber ‚mal eine AG für die jüngeren zu organisieren. Schüler auf dem Hof anquatschen, ob sie nicht auch Lust hätten ‚mal in der Percussion-AG oder beim Handball mit zu machen. Honorarkräfte für die diversen Angebote finden. In den AG’s nachschauen, ob auch alles klappt. Das kostet weitaus mehr Zeit, als die Stunden, die Malzahn für seine neue Aufgabe freigestellt wurde.
Doch die Übermittagsbetreuung ist längst zu seinem Anliegen geworden. „Sie ist einfach eine riesige Chance für die Schule und für die Jugendlichen”, sagt Malzahn. Die Schüler erleben den Ort, der bisher nur Pauken für sie bedeutet hat, auf eine ganz andere Art und Weise.
Wer keine Lust auf Tanz. Zeichnen oder Musik hat, kann die Zeit aber auch zum Lernen nutzen – im schuleigenen Studio. Oder aber sich mit einer warmen Mahlzeit für den Unterricht am Nachmittag stärken. Da die Schulmensa im Pausenhallenbereich erst noch gebaut werden muss, gehen die Gymnasiasten zurzeit zum Essen ins Rathaus-Bistro. Den wöchentlichen Menu-Plan stimmt Malzahn mit der Gastronomie ab. Schnitzel mit Kroketten oder doch lieber die Gemüsefrikadelle. Die Erfahrungen der letzten Wochen, grinst der Pädagoge, haben gezeigt, was den Schülern schmeckt.
Nach 60 Minuten – ist der Übermittag-Zauber vorbei. Der Ghettoblaster in der alten Turnhalle schweigt. Die jungen Tänzerinnen sind im Nachmittags-Unterricht verschwunden.