Ein Resümee unseres Schüleraustauschs mit der Haier Schule im chinesischen Qingdao
Es ist dann alles wirklich schnell gegangen: Kein halbes Jahr nachdem 14 Oberstufenschülerinnen und -schüler des Riesener-Gymnasiums in Qingdao am Pazifik gastierten, wo unsere Schulpartnerschaft mit der Haier Schule unterzeichnet worden ist, fand Anfang Februar der Gegenbesuch der chinesischen Austauschschüler*innen statt. Der Grund: Unsere Gäste konnten nur während der Ferien verreisen, und die liegen gemäß Mondkalender im Zeitraum des chinesischen Neujahrsfestes. Die Aktivitäten waren höchst vielfältig; sie reichten von einem zweitägigen Programm innerhalb der Gastfamilien über Unterricht, Museums- und Musicalbesuche bis hin zum obligatorischen Rathaustermin, bevor das ‚Team China‘ weiterreiste, quer durch Europa, um seine Eindrücke vom Abendland zu vervollständigen.

Was gab es denn so für Überraschungen? Frau Lauer muss nicht lange überlegen. Gleich nach der Ankunft haben die Gäste den Himmel fotografiert. Zwar ist Qingdao mit seinen über fünf Millionen Einwohnern für chinesischen Verhältnisse keineswegs eine Mega-Metropole, aber Sterne sind dort nicht zu sehen – zumal allnächtlich eine monumentale Light-Show über die gleichfalls monumentalen Fassaden am Hafen geistert. Bei Lauers war richtig Leben in der Bude; sie haben gleich drei Chinesen aufgenommen und – gewissermaßen als Großfamilie – gemeinsam eine spannende Zeit erlebt. Frau Li und Herr Dong, die freundlichen chinesischen Betreuer, wurden übrigens ganz comme il faut in einem Bergmannshäuschen untergebracht…
Und wie sind „die Chinesen“ nun so? Na wie schon: genau wie wir, nämlich ganz verschieden. Marlene war in Qingdao bei Wujiaqi und ihren Eltern zu Gast. Da Wujiaqi leider nicht nach Deutschland kommen konnte, wurde Familie Erl von Jinrui (bzw. „Jerry“) besucht. „Wujiaqi hat nur chinesische Musil gehört, Jerry nur englische“, erläutert Marlene. „Außerdem hat er gern und viel diskutiert, manchmal bis in die Nacht.“ (Generell hat der Austausch auch die Englischkenntnisse einiger Gasteltern wieder aufgefrischt.)

Und wie hat das Ganze im letzten Jahr begonnen?
Bevor unsere Delegation im Herbst an die Pazifikküste aufbrach, nahmen die jungen Leute an einer eigens eingerichteten China-AG teil, in der sie über die Kultur und das politische System ihres Gastlandes informiert wurden – und über die Geschichte von Qingdao, das bis zum Ersten Weltkrieg eine deutsche Kolonie gewesen ist. Einige Gebäude aus dieser Zeit, etwa die Kirche und das Museum, sind noch erhalten. Damit, dass im Vorfeld gewisse bürokratische Unwägbarkeiten zu bewältigen waren, hatte Herr Schwärzel als Chinakenner bereits gerechnet. „Das eine Visum kommt eben eher, das andere später, begründet wird das nicht“, erinnert er sich. Da heißt es eben Ruhe bewahren… Auch vor Ort war manches so, wie man es sich vorgestellt hatte, z. B. überraschte niemanden dass alle öffentlichen Verkehrsmittel pünktlich auf die Minuten fuhren

Die allgegenwärtigen Überwachungskameras wirkten auf das ‚Team Deutschland‘ im Ganzen eher beruhigend als einschüchternd. Überraschender war, dass an der (exzellent ausgestatteten) Gastschule durchaus keine beinharte Disziplin herrschte, im Gegenteil: Das Unterrichtsklima war angenehm, die Lehrkräfte wie auch die Gasteltern freuten sich sehr darüber, dass es in Europa junge Menschen gibt, die sich nicht nur für Chinas Wirtschaftserfolge, sondern auch für seine Kultur und Geschichte interessieren.

Und natürlich auch für die chinesischen Küche, die mit dem, hierzulande in chinesischen Restaurants angeboten wird, selbstredend wenig zu tun hat. Frau Wollnik-Lück, die den Austausch maßgeblich initiiert hat, musste als Vegetarierin etwas improvisieren, denn das Essen in China ist überraschend fleischlastig. Aber die „Ernährungsschwierigkeiten“ wurden für sie durch fantastische Eindrücke mehr als aufgewogen – etwa von der Chinesischen Mauer, die das ‚Team Deutschland‘ erklommen hat, als es vor dem Aufbruch an den Pazifik den Großraum Peking erkundete.
Natürlich sind Freundschaften entstanden. Inwieweit sie von Dauer sind, hängt von zahlreichen Faktoren ab, aber schön wäre es auf jeden Fall.
Die Schulkonferenz hat kürzlich beschlossen, den Austausch fortzusetzen, künftig mit ca. einem Jahr Pause zwischen Besuch und Gegenbesuch.
Ein großes Dankeschön geht an unsere Weltreisenden und ihre Eltern – und natürlich an die betreuenden (und organisierenden!) Lehrkräfte: Frau Schröer, Herrn Schwärzel und Frau Wollnik-Lück!
